Kreditbelastung: wie Ihr Kredit nicht zur Belastung wird

Laura Schaad - 12.07.2021

Symbolbild: Kreditbelastung (Quelle: Siz Islam, Unsplash)

Ein Kredit ist eine grosse Verantwortung. Geht da etwas schief, kann er zur Belastung werden. Wie Sie das verhindern können und was zu tun ist, wenn er doch eine Belastung wird, erfahren Sie in diesem Artikel.


 

Autoren:   Daniel V. Christen

 


Benötigen Sie für ein Projekt Geld und leihen Sie sich dieses bei einem Dritten, so haben Sie als Unternehmer eine grosse Verantwortung, dass Geld pünktlich wieder zurückzubezahlen. Geht dabei etwas schief, so kann das zur grossen Belastung werden: Sie und Ihre Firma könnten den guten Ruf, den Sie sich über Jahre aufgebaut haben, verlieren oder müssten das Projekt gar ganz abbrechen. Viele Gründe, um sich bereits frühzeitig abzusichern.

Haben Sie ein Projekt aufgegleist und benötigen Sie eine Finanzierung dafür, so empfehlen wir vorerst, eine Investitionsrechnung zu erstellen. Denn es sollte möglich sein, den Kredit aus dem mit dem Investitionsgut erwirtschafteten Umsatz zurückbezahlen. Die Investitionsrechnung zeigt Ihnen auf, wie Ihr Projekt rentiert. Je besser Sie also Ihr Projekt kennen, desto besser können Sie die Investition und deren Finanzierung planen. Damit der Kredit Ihre Firma in der Zukunft nicht belastet, sollten folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

 

Planungsfehler ausschliessen

Schätzen Sie den Nutzen des Projekts realistisch ein. Dieser muss wirtschaftlicher Natur sein. Generieren Sie mit Ihrem Projekt nicht genügend Geld im Verhältnis zur Investition, so wird es garantiert zur Belastung. Fehlt der wirtschaftliche Nutzen, so handelt es sich viel eher um ein Hobby und sollte aus eigener Tasche beazhlt werden.

 

Umfeld einplanen

Was aber, wenn etwas passiert, das man nicht eingeplant hat? Das kann natürlich immer passieren – denken wir nur an die COVID-19-Krise. Dennoch können einige Faktoren wie zum Beispiel die Konjunktur berücksichtigt werden. Die Konjunkturforschungsstelle des Bundes an der ETH publiziert vierteljährliche Vorhersagen. Ausserdem berichten auch die Branchenverbände Ihren Mitgliedern jährlich nach der Sommerpause detailliert über die konjunkturellen Aussichten. Und die Sozialpartner einigen sich jeden Herbst auf die Löhne und weitere Treiber der Personalkosten des nächsten Jahres. Nutzen Sie solche Quellen, um die relevanten wirtschaftlichen Einflussfaktoren auf Ihr Projekt in die Investitionsentscheidung einfliessen zu lassen. So bleiben Überraschungen grösstenteils aus.

 

Hohe Projektsicherheit

Zu den am wenigsten riskanten Projekte gehören solche, die auf die Fortsetzung und den Ausbau von Bestehendem ausgerichtet sind. Das Konzept hat sich bereits als erfolgreich erwiesen, das Risiko sinkt. Dazu gehören Investitionen in den Ausbau der Kapazitäten und Einsparungsinvestitionen – beides klassische Fälle eines Investitionskredits. Der Aufbau von neuen Produkten und Märkten ist schon mit etwas mehr Unsicherheit verbunden und das Risiko deswegen höher. Einige Elemente lassen sich dennoch mit einem Kredit finanzieren. So etwa der Aufbau und die Bestückung des Lagers im neuen Markt. Aber je weniger der Nutzen des Projekts für den Finanzierungsgeber nachvollziehbar ist, desto eher zweifelt er daran, das ausgeliehene Geld von Ihnen zurück zu erhalten. So wird er höhere Zinsen verlangen, nach Sicherheiten fragen und die Zusatzbedingungen verschärfen. Aus diesem Grund ist der Aufbau einer neuen Firma durch Kreditfinanzierung ein Tabu.

 

Kreditsanierung suchen

Wird der Kredit dennoch zur Belasung, so passiert das nicht über Nacht. Sie als Unternehmer merken schnell, wenn das Geld auf dem Bankkonto immer weniger wird. Doch auch der Kreditgeber merkt früh, dass etwas nicht stimmt. Typische Frühwarnsignale sind zum Beispiel das Überziehen von Konti, Lastschriften, die wegen zu geringem Saldo refüsiert werden, Änderungen im Zahlungsverhalten oder verspätete und unvollständige Einreichung der geforderten Kreditunterlagen. Droht der Kredit zur Belastung zu werden, empfehlen wir Ihnen, aktiv das Gespräch mit den Finanzierungsgebern zu suchen. Schliesslich haben diese das grösste Interesse, dass der Kredit zurückbezahlt wird.

Die Kreditsanierung umfasst alle Massnahmen, die auf eine wirtschaftliche Genesung des Kreditnehmers ausgerichtet sind. Es beginnt oft mit einem Stillhalteversprechen des Kreditgebers, womit er Ihrem KMU mehr Zeit einräumt. Zudem kann es zur Stundung – der späteren Rückzahlung als im Vertrag vereinbart – führen oder eine Umschuldung der Finanzierung zu besseren Konditionen nach sich ziehen. In einigen Fällen kann auch ein Sanierungskredit gewährt werden. Ein Erlass von Zinsen ist möglich – der Erlass der Schulden eher weniger. Der Rangrücktritt zur Vermeidung von Bilanzüberschuldung oder die Umwandlung des Kredits in Eigenkapital gehören zu den dastischsten Massnahmen der Kreditsanierung und verlangen sehr viel Zuversicht des Kreditgebers in die Zukunftsfähigkeit des KMU.

Damit eine Sanierung gar nicht erst nötig wird, empfehlen wir Ihnen allerdings, Ihre Finanzen zu planen. Damit können Sie Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen und reagieren.

 

Kreditabwicklung vermeiden

Konnte der Kredit nicht saniert werden, so wird es ungemütlich. Unter der Abwicklung von “notleidenden Krediten” versteht man die Forderungseintreibung und Verwertung von Kreditsicherheiten mit dem Ziel, das erhöhte Kreditrisiko für den Kreditgeber zu reduzieren oder ganz zu beseitigen. Die Kreditabwicklung beginnt mit der vorzeitigen Kündigung des Kreditvertrags durch den Kreditgeber.

 

6 Tipps, um eine Belastung durch den Kredit zu vermeiden

1. Planen Sie Ihr Projekt mittels eines Investitionsrechnung und stellen Sie eine Sensitivitätsanalyse an: Was passiert mit dem Nutzen, wenn der Anschaffungspreis höher ist oder der Ertrag erst später anfällt?

2. Auch wenn Sie die konjunkturelle Entwicklung genau beobachtet haben, bleibt eine gewisse Unsicherheit. Planen Sie deshalb in  Szenarien: Was passiert mit dem Nutzen des Projekts, wenn Sie nur die Hälfte des Absatzes erreichen, was wenn sich die Kosten verdoppeln?

3. Sie tragen das Unternehmerrisiko und kein Kreditgeber wird es Ihnen abnehmen. Überlegen Sie gut, was Sie durch Dritte finanzieren lassen und wo Sie Ihr wertvolles Eigenkapital einsetzen.

4. Unternehmer in KMU denken bei Finanzierung meistens an Kredite – das ist zwar die bekannteste, aber nur eine von sehr vielen Formen der Finanzierung. Nicht jedes Projekt lässt sich aber mit einem Kredit finanzieren. Zum Glück stehen so viele verschiedene Finanzierungslösungen zur Verfügung. Lassen Sie sich über alternative Finanzierungen beraten und erweitern Sie so die Möglichkeiten.

5. Kommt es dennoch zu einer Belastung, so suchen Sie frühzeitig und proaktiv das Gespräch mit den Kreditgebern für eine Kreditsanierung. Erklären Sie die Schwierigkeiten und zeigen Sie Lösungsmöglichkeiten auf. Fordern Sie den Kreditgeber aber auch klar auf, einen Beitrag zur Lösung zu leisten.

6. Liess sich die Kreditabwicklung nicht vermeiden, so ist das, wie wenn Sie eine Wette verloren haben: Eine Einsicht ins Unabwendbare ist nötig, bieten Sie enge Mitarbeit an und bringen Sie es schnell hinter sich für einen frischen Start.