Unterschiedliche Finanzierungsgeber stellen unterschiedliche Bedingungen an finanzierungssuchende KMU. Erfahren Sie, welche Voraussetzungen für Finanzierungen Ihr Unternehmen erfüllen muss, um erfolgreich eine Finanzierung zu erhalten.
In unserer dreiteiligen Artikelserie «Finanzierungslösungen für KMU» haben wir Ihnen gezeigt, dass unterschiedliche Bedürfnisse auch unterschiedlicher Lösungen bedürfen. Finanzierungsgeber unterscheiden sich aber nicht nur hinsichtlich der angebotenen Lösungen, sondern eben auch in den Anforderungen, welche ein KMU erfüllen muss, um finanziert zu werden.
Sie als Unternehmer können für Ihr KMU natürlich jederzeit irgendwo einen Finanzierungsantrag einreichen. Damit er aber erfolgreich ist, Ihre Firma also die volle beantragte Finanzierung auch wirklich, rasch und zu vorteilhaften Konditionen erhält, ist es gut schon im Voraus zu wissen, auf was die Finanzierungsgeber eigentlich schauen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass Sie erfolgreich finanziert werden.
Laden Sie sich eine Übersicht der Basisvoraussetzungen für eine KMU-Finanzierung herunter und lesen Sie dann hier in Ruhe weiter.
Wir gehen zunächst auf die allgemein zu erfüllenden Basisvoraussetzungen für eine Finanzierung ein. In einer mehrteiligen Serie haben wir die Voraussetzungen für verschiedene Finanzierungslösungen einzeln analysieren. So können Sie für Ihr KMU noch effizienter Finanzierung beschaffen.
Typischerweise verlangen Finanzierungsgeber Auskunft zu den folgenden Bedingungen, noch bevor sie den konkreten Inhalt einer Finanzierungsanfrage prüfen:
– Standort
– Rechtsform
– Handelsregistereintrag
– Mindestumsatz
– Alter der Firma
– Strategie und Team
– Auskunftsbereitschaft
Im Weiteren schauen wir nun diese Bestimmungen einzeln an.
Finanzierungsgeber sind weltweit sehr streng reguliert und beaufsichtigt. Diese Aufsichtsbehörden haben immer Befugnissen über ein bestimmtes geografisches Gebiet. Deshalb hat auch jeder Finanzierungsgeber nur eine Bewilligung für ein bestimmtes Gebiet. Aufgrund dieser komplizierten Rechtslage und den komplexen Bestimmungen, die Finanzierungsgeber einhalten müssen, prüfen diese zunächst, ob sich der Standort des finanzierungssuchenden KMU in demjenigen Gebiet befindet, für welches der Finanzierungsgeber eine Bewilligung vom Regulator hat. Für KMU ist das normalerweise die Schweiz oder Liechtenstein.
Um eine Finanzierung zu erhalten, muss es sich bei Ihrem Unternehmen in der Regel um eine Aktiengesellschaft oder eine GmbH handeln.
Bei KMU, die sich in anderen Rechtsformen organisiert haben, handelt es sich vor allem um Selbstständige – also eine Privatperson, die einen geschäftlichen Zweck verfolgt. Deshalb fallen Selbstständige irgendwo zwischen Privat- und Firmenkredit. Und Sie ahnen es schon – deshalb müssen beide Bereiche, sowohl der Private als auch der Geschäftliche, überprüft werden. Aus diesem Grund sowie aufgrund des statistisch erwiesenermassen erhöhten Ausfallrisikos vergeben nur wenig Finanzierungsgeber Kredit an Selbstständige. In einem späteren Artikel werden wir darauf aber nochmals eingehen und Ihnen zeigen, wie Sie als Selbstständiger eine Finanzierung erhalten können (Quelle: Swisspeers, o.J.).
Beim Handelsregister handelt es sich um eine von den Kantonen verwaltete Datenbank. Diese beinhaltet sämtliche wichtigen Daten zu «kaufmännisch geführten Unternehmen», ist öffentlich zugänglich und sorgt damit für Transparenz und Rechtssicherheit. Wenn Sie eine Finanzierung beantragen, werden die angefragten Finanzierungsgeber sich einen ersten Überblick verschaffen, indem sie sich einen Auszug aus dem Handelsregister beschaffen. Am besten liefern sie diesen deshalb mit der Anfrage gleich selbst mit. Damit erhält der Finanzierungsgeber objektive Auskunft über wichtige Firmeninformationen wie Gründungsjahr, Standort und Zweck der Unternehmung, Namen der Verwaltungsräte, Geschäftsführenden und Zeichnungsberechtigte, über die Kapitalverhältnisse der Firma sowie allenfalls über eine Revisionsstelle. Damit ist schon eine Vielzahl von Informationen gegeben, die ansonsten mühsam zusammengetragen werden müssten(Quelle: KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen, 2019).
Weitere Informationen zum Handelsregister finden Sie im KMU-Portal des Bundes (Quelle: KMU-Portal für kleine und mittlere Unternehmen, 2019).
Um eine Finanzierung beantragen zu können, muss Ihre Firma in der Regel einen Mindestumsatz von CHF 100’000 Umsatz erzielen. Dieser ungefähre Mindestumsatz ergibt sich, wenn man berechnet, welcher Umsatz für einen produktiven Betrieb überhaupt nötig ist: Man geht davon aus, dass 1/3 dieser CHF 100’000.– je für Vorleistungen, den Lohn des Unternehmers, sowie für übrige Unkosten und eine Gewinnmarge verwendet werden. Erst damit gilt Ihre Firma als so produktiv, dass sie alle aus der Betriebstätigkeit entstandenen Kosten aus dem Verkauf von Leistung an Kunden decken kann und es auch für Zinsen und die Rückzahlung der Finanzierung noch reicht. In der Sichtweise des Finanzierungsgebers handelt es sich dann um einen kaufmännisch produktiven Betrieb, und nicht um einen nicht-gewinnorientierten Firmenzweck oder ein teures Hobby. Das erhöht automatisch die Wahrscheinlichkeit, die Finanzierung zurückbezahlen zu können und damit die Wahrscheinlichkeit, überhaupt eine Finanzierung zu erhalten.
Die ersten Jahre einer Firma muss der Unternehmer normalerweise aus eigenen Mitteln bestreiten. Denn warum sollte ihm ein Fremder Geld leihen, wenn der Unternehmer kein eigenes – selbst Erspartes oder das von ihm Nahestehenden wie etwa Familienmitgliedern und Freunden – zu investieren bereit ist? Über diese ersten Jahre geben kaufmännisch erstellte Jahresabschlüsse der Buchhaltung Auskunft, welche dem Finanzierungsgeber vorzulegen sind. Im besten Fall hat Ihre Firma im letzten Jahr vor dem Finanzierungsantrag sogar einen Gewinn erwirtschaftet und weist damit einen positiven Trend auf. Auch damit erhöht sich aus der Optik des Finanzierungsgebers die Wahrscheinlichkeit, dass der Kredit sowie die entstandenen Zinsen und sonstigen Kosten dem Finanzierungsgeber zurückerstattet werden können.
Sie fragen einen Finanzierungsgeber an, Ihr KMU finanziell zu unterstützen. Während Sie Ihren eigenen Betrieb sicher in- und auswendig kennen, beschäftigt sich der Finanzierungsgeber nicht täglich mit Ihrem KMU. Er kennt es deshalb nicht gut genug, um aus dem Stand über eine Finanzierung entscheiden zu können. Das richtige Dokument in dieser Situation ist der «Businessplan», welcher die bisherige und geplante Entwicklung eines Unternehmens aufzeigt. Ein Businessplan gibt dem Geldgeber einen Überblick über die Geschäftsidee und deren Umsetzung. Doch nicht nur für die Kapitalgeber ist ein Businessplan wichtig – auch Ihnen kann es helfen, Ihr Geschäftskonzept zu dokumentieren, dabei Lücken und neue Ideen zu finden (Quelle: Zürcher Kantonalbank, o.J.).
Kapitalgeber raten davon ab, die Erstellung des Businessplans extern zu vergeben. Da niemand besser als Sie selbst über Ihr Geschäft Bescheid weiss, macht es Sinn, die Zeit zu investieren und diesen selbst auszuarbeiten. Für einzelne Bereiche kann es zwar Sinn machen, Experten beizuziehen, die Grundlagen sollten Sie aber selbst schaffen (Quelle: Zürcher Kantonalbank, o.J.).
Was beinhaltet ein Businessplan, wie ihn Finanzierungsgeber von Ihnen verlangen könnten? Er muss das Unternehmen und die Strategie vorstellen, dann die Produkte und Dienstleistungen, welche am Markt an Kunden angeboten werden. Angaben zu den menschen hinter der Firma und ein Finanzplan sind ebenfalls sehr wichtige Bestandteile eines “Business Plans”. Für Detailinformationen siehe etwa Credit Suisse, o.J.
Sowohl die Zürcher Kantonalbank als auch die Credit Suisse bieten, so wie viele andere Finanzierungsgeber, eine Vorlage bzw. einen Muster-Businessplan. Untenstehend finden Sie die Links dazu.
– ZKB
Haben Sie den Finanzierungsantrag einmal gestellt, ist etwas Geduld nötig. Schliesslich muss der Finanzierungsgeber sich erst ein Bild machen und entscheiden, ob und wie er Ihr KMU finanzieren und damit unterstützen will. Oder ob er davon absehen will. Dazu muss der betreffende Mitarbeitende gewisse Prozessschritte einhalten und umfangreiche Dateneingaben vornehmen. Je besser und präziser Ihr Finanzierungsantrag auf dieses Vorgehen der angefragten Finanzierungsgeber passt, desto schneller geht es nun. Das Kreditdossier von Systemcredit ist in der Vorbereitung des Antrags und in der Phase der Erstprüfung durch die Finanzierungsgeber deshalb besonders nützlich.
Kommt der Finanzierungsgeber zum Entscheid, Ihrem KMU eine Finanzierungsofferte zu stellen, beginnen die Verhandlungen. Da Sie Geld von einer Drittperson bekommen wollen, wird der Finanzierungsgeber natürlich ganz genau Bescheid wissen wollen, an wenn er das Geld ausleihen und was damit gemacht wird. Deshalb wird er zusätzliche Informationen von Ihnen verlangen. Ein hoher Grad an Auskunftsbereitschaft gepaart mit Verkaufssinn, ohne den Realitätssinn zu verlieren, beschleunigen den Abschluss einer Finanzierung dabei sehr.
Selbst wenn sich KMU und Finanzierungsgeber grundsätzlich einig sind, können die Formalitäten immer noch bis zu zehn Tage etwa bei Banken, und bis zu zwanzig Tagen zum Beispiel bei Crowdlendern dauern, bis das Geld auf dem Konto ist und Ihr KMU seine unternehmerischen Pläne umsetzen kann. Die Aussicht auf die erfolgreiche Finanzierung hilft dabei sicher, die Ungeduld im Zaume zu halten. Denn auch hier gilt es erst, wenn die Tinte auf dem Vertrag trocken ist: Herzliche Gratulation, Ihr KMU hat alle Voraussetzungen erfolgreich erfüllt und ist nun finanziert!