Konjunkturprognose – was ist das genau und was soll ich damit? Erfahren Sie im Artikel, wie die Prognose Ihnen als Unternehmer bei der Budgetierung helfen kann und wie Sie dabei vorgehen sollten.
Bei der Konjunkturprognose handelt es sich um eine Vorhersage über den Verlauf der zukünftigen konjunkturellen Entwicklung eines bestimmten Gebietes (Gabler Wirtschaftslexikon). Der Begriff “Konjunktur” beschreibt den Verlauf des Wirtschaftswachstums. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) dient als Basis dafür. Es umfasst alle wirtschaftlichen Leistungen, die innerhalb eines bestimmten Gebiets von den Wirtschaftssubjekten (private Haushalte, Unternehmen, Staat oder das Ausland) erbracht werden. Die Schwankungen des BIP bezeichnet man als “Konjunktur”.
Da Konjunkturprognosen eine Einschätzung über die wirtschaftliche Zukunft abgeben, können Sie als Unternehmer diese Daten für Ihr Budget verwenden. Das hilft Ihnen, fundierte Annahmen zu treffen. Zum Beispiel, wie viel Ihre Kunden kaufen werden. Je weiter die Prognosen heruntergebrochen werden, desto besser Ihre Einschätzungen für Ihr Budget. Versuchen Sie deshalb unbedingt, die Konjunkturprognosen Ihrer Branche zu erhalten. Oftmals publizieren die Branchenverbände konkrete, für Sie branchenrelevante Detailprognosen.
In der Schweiz kümmern sich Institutionen wie die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) und die Basler Arbeitsgruppe für Konjunkturforschung (BAK) um fundierte landesweite Prognosen. Dach- und Branchenverbände haben eigene Abteilungen, die sich der branchenspezifischen Konjunkturforschung widmen.
Für die Prognosen werden zum einen historische BIP-Daten und zum anderen Experteneinschätzungen über die zukünftigen Schwankungen verwendet. Sie gehen in komplexe volkswirtschaftliche Modelle ein, welche dann Prognosen errechnen. Dies sowohl für die Gesamt- als auch für die Branchenkonjunktur. Die Konjunkturprognosen werden für eine bessere Anwendbarkeit auf die einzelnen Bestandteile des Bruttoinlandprodukts heruntergebrochen: Privater Konsum, Anlageinvestitionen, Exporte und Importe, Staatskonsum und Sonderposten. Als Zusatzinformationen werden auch Aussagen zum Verlauf von Zinssätzen, Konsumentenpreisen, Beschäftigung, Arbeitslosenquote etc. geliefert.
Bei der Budgetierung des Umsatzes sind alle Angaben nützlich, welche die Nachfrage nach Ihrem Produkt oder Ihrer Dienstleistung beeinflussen. Da sich der Umsatz aus Menge mal Preis (Menge x Preis) berechnet, ist der Einbezug beider Seiten der Umsatzformel interessant.
Für die Menge ist die Anzahl der zukünftigen Aufträge entscheidend. Diese Zahl ist stark abhängig von der Branche. Im Maschinensektor werden beispielsweise viele Maschinen mit einem Kredit gekauft und somit ist der Zins ein wichtiges Indiz. Ist der Zins hoch, werden weniger Maschinen gekauft, ist er tief, werden mehr Aufträge platziert. In den Dienstleistungsbranchen sind hingegen Faktoren wie die Konsumentenstimmung oder Trends wichtig.
Beim Preis sind Aussagen über Inflation und Kaufkraft gute Hinweise dafür, wie es Ihren Kunden finanziell geht. Bei exportorientierten Branchen sind zudem Wechselkursprognosen von Bedeutung. Der Schweizer Franken ist tendenziell teuer, weil er als sicherer Hafen für Anleger aus krisengeschüttelten Währungsräumen genutzt wird. Eigentlich ein Kompliment für die Stabilität der Schweiz, wird das für Schweizer Exporteure schnell zum Albtraum. Möchte ein Kunde Ihr Produkt in Schweizer Franken kaufen, so braucht er wegen des Aufwertungsdrucks auf den Franken immer mehr Einheiten seiner ausländischen Währung. Hochhalten der Produktivität und Fakturieren in Fremdwährung ist dann die nicht einfache Lösung.
Die Budgetierung der Kosten ist um einiges einfacher. Auch da geben Konjunkturprognosen nützliche Hinweise auf die Entwicklung. Die Entwicklung der Rohstoffkosten ergeben sich aus einschlägigen Publikationen und können mit etwas Erfahrung für den einzelnen Betrieb interpretiert werden. Für die Material- und Komponentenpreise melden sich die Lieferanten von selbst; oder noch besser man kontaktiert sie, um zu verhandeln. Auch diese sind am Budgetieren und im Einzelfall ist meist schnell verhandelt. Die Lohnkosten werden nach den Verhandlungen der Sozialpartner publiziert und sind oft als «allgemein verbindlich für die Branche» definiert. Erstaunlicherweise wurde es in den letzten Jahrzehnten recht schwierig, die Kosten für Energie und Abgaben zu schätzen. Diese sind für KMU aber sowieso nur wenig beeinflussbar.
1. Beobachten Sie die Konjunkturprognosen des KOF oder beziehen Sie die Branchenprognosen Ihres Branchenverbands.
2. Bestimmen Sie diejenigen Einflussfaktoren, welche Ihr Unternehmen am meisten beeinflussen. Beobachten Sie diese im Verlauf der Zeit genau.
3. Suchen Sie bei den Umsatzfaktoren nach Hinweisen über den zukünftigen Verlauf der Verkaufsmengen (Investitions- oder Konsumverhalten) und der Verkaufspreise (Inflation, Kaufkraft, Wechselkurs).
4. Warten Sie auf das Ergebnis der Lohnverhandlungen für Ihre Branche. Versuchen Sie anschliessend, für Ihr Unternehmen ein tragbares Lohngefüge zu erreichen. Verhandeln Sie die übrigen Aufwandposten für Material- und Komponenteneinkauf mit Ihren Lieferanten.
5. Erstellen Sie aus all diesen Angaben zu Umsatz und Aufwand ein Budget pro Abteilung sowie für die ganze Unternehmung. Orientieren Sie sich dabei möglichst an der Form einer Planerfolgsrechnung. So können Sie die IST- mit den prognostizierten SOLL-Zahlen vergleichen.
7. Nutzen Sie das Budget als Kontroll- und Steuerungsinstrument.