Finanzierungsbedingungen von Banken

Laura Schaad - 09.06.2020

Finanzierungsbedingungen von Banken

Die häufigsten Fragen, welche KMU-Unternehmer unseren Finanzierungsexperten stellen drehen sich um die Bedingungen, zu denen Sie eine Finanzierung erhalten. Welche Zinshöhe ist zu erwarten, wie werden diese Kreditbedingungen bei Banken konkret festgelegt und wie kann Ihr KMU bei Banken die besten Konditionen herausholen?

 

Autoren: Daniel V. Christen, Laura Schaad

 

Finanzierungen sind sehr komplex. Je besser Sie als Unternehmer verstehen, wie die Konditionen bei der Bank zustande kommen, desto erfolgreicher können Sie diese verhandeln und eine Finanzierung mit optimalen Konditionen erhalten. Systemcredit zeigt Ihnen, auf was Sie bei Verhandlungen achten müssen und wie Sie attraktive Bedingungen erhalten. In den weiteren Teilen der Serie «Finanzierungsbedingungen» gehen unsere Experten dann auf die Bedingungen von Crowdlendern und Spezialfinanzierern ein.

 

Finanzierungsbedingungen

Die Finanzierungsbedingungen – die Konditionen, zu denen Sie eine Finanzierung von der Bank erhalten – sind für Sie als Unternehmen sehr direkt spürbar, denn es sind diese Lasten, welche Ihre Unternehmung regelmässig und in Bargeld begleichen muss. Deshalb wollen Sie für Ihr Unternehmen die besten Bedingungen herausholen und optimal auf Ihr Bedürfnis abstimmen. Dafür ist es wichtig zu verstehen, wie das bei den Banken funktioniert. Einige Tipps und Tricks erledigen den Rest.

 

Zinsen

Wie bereits in unserem Artikel «Finanzierungslösungen von Banken» erwähnt, verdienen Banken Ihr Geld unter anderem mittels Zinsen. Auf der einen Seite legen Kunden bei Banken Geld an, für welches ihnen die Banken einen Zins gutschreiben. Auf der anderen Seite leihen Banken Geld aus und belasten dafür den Schuldnern einen Zins. Bei der Bank soll eine sogenannte «Zinsdifferenz» entstehen: der eingenommene Zins für ausgeliehene Darlehen soll höher liegen als die Zinszahlungen an Kunden für deren Spareinlagen bei der Bank, womit sich eine positive Zinsmarge bildet. Soweit die Theorie, in der Praxis ist es natürlich viel komplizierter.

Wie bestimmt nun eine Bank denjenigen Zins, den Ihre Unternehmung für einen Bankkredit bezahlen muss? Die Zinsbildung wird ganz ähnlich kalkuliert wie eine normale Produktekalkulation. Man addiert zum Einkaufspreis die eigenen Kostenblöcke et voilà. Nur geht es hier um das abstrakte Gut Geld und ist deshalb kompliziert.

Der Einkaufspreis für «Geld» nennt sich «Referenzzinssatz» und dient bei den meisten Krediten als Kalkulationsbasis. Es ist derjenige Zinssatz, für welchen Banken einander für einen bestimmten Zeitraum Geld ausleihen. Der bekannteste Referenzzinssatz ist der LIBOR: Der Begriff steht für «London Interbank Offered Rate». Er wird auch Interbanken-Zinssatz genannt. Der LIBOR bezeichnet den durchschnittlichen Zinssatz, zu dem sich international wichtige Banken gegenseitig Geld ausleihen, also Kredite gewähren. Es gibt den LIBOR für eine Vielzahl von Währungen, so auch für Kredite in Schweizer Franken («CH-LIBOR»).

Wie bereits im Artikel «Finanzierungslösungen von Banken» erwähnt, wirkt sich auch das Risiko, dass Ihre Unternehmung den Kredit nicht vertragsgemäss zurückzahlen kann, auf die Höhe der Zinsen aus. Mit aufwändigen Ratingmodellen und aufgrund von umfangreichen Datensammlungen wird berechnet, wie viel höher das Risiko eines KMU als Schuldner ist als das einer international tätigen Grossbank. Je niedriger Ihre Firmenbonität ist, desto höher der Risikozuschlag. Diese «Risikokosten» werden auf den Referenzzinssatz aufgeschlagen.

Ebenfalls aufgeschlagen werden die «Eigenkapitalkosten» der Bank. Diese entstehen, weil Banken aus gesetzlichen Gründen für die Deckung von unerwarteten Verlusten, zum Beispiel in einer Bankenkrise, Eigenkapital halten müssen.

Zu diesen direkten Kapitalkosten kommen nun, analog zu normalen Produktkalkulationen, weitere Kostenblöcke, welche die Herstellung des Kredits indirekt der Bank verursacht. Sie sind aufgrund von Werbung auf die Bank aufmerksam geworden. Ihre Unterlagen wollen Sie irgendwo einreichen können, dafür benötigt es Büros, Material und Personal. Und Sie erwarten zu Recht, dass Ihre Unterlagen von Fachpersonal geprüft und Sie anschliessend professionell beraten werden. Das alles kostet Geld, dass sich in «Betriebs-, Personal- und Sachkosten» widerspiegelt. Als Dienstleistungsbetrieb trägt die Bank zudem hohe Gemeinkosten, die nicht direkt jedem Kunden und Kredit zugerechnet werden können, wie zum Beispiel die IT-Infrastruktur. Diese Kosten sind in den «Verwaltungskosten» enthalten und werden anteilsmässig zum Zins hinzugerechnet.

Zu guter Letzt will die Bank natürlich auch einen Gewinn erwirtschaften, der als «Gewinnmarge» in den Zins eingeht.

 

Fassen wir nochmals zusammen, wie sich die Zinsen Ihres Kredits berechnen:

Referenzzinssatz

+   Risikokosten

+   Eigenkapitalkosten

+   Betriebs-, Personal- und Sachkosten

+   Verwaltungskosten

+   Gewinnmarge

=   Total Kreditzinsen

 

Wie hoch ist denn nun der zu bezahlende Zinssatz auf einem Darlehen der Bank ohne Amortisationen und ohne Sicherheiten? In der Regel liegt der Zuschlag bei mittlerer bis guter Bonität zwischen 0.5 % und 1.5 %. Das heisst beispielsweise, dass ein Festkredit mit 3 Jahren Laufzeit auf 2,5 % bis etwa 4.0 % zu stehen käme. Unternehmen, die es nicht in diese mittlere Bonitätsstufe schaffen, haben deshalb Schwierigkeiten, einen preislich akzeptablen Kredit zu erhalten. Hier kann eine Sicherheit helfen, doch dazu kommen wir später noch.

Wie hoch ist der Zins auf einer Kontokorrentlimite? Beansprucht man auf dem Firmenkonto die Kreditlimite, so verlangt die Bank nebst dem Kreditzins von gegenwärtig ca. 3.5 % zusätzlich eine Kommission, die sie normalerweise pro Quartal erhebt. Die Kommission kann etwa zwischen 0,125 % und 0,25 % liegen, berechnet auf den höchsten oder bloss auf den durchschnittlich beanspruchten Kreditbetrag.

Auf viele dieser Teilkosten haben Sie als Unternehmer keinen Einfluss, da es sich um Kosten der Bank handelt; und alle Banken kämpfen mit hohen Kostenblöcken und tiefen Margen. Sie können aber die Zuschläge für Risikokosten und Verwaltungskosten beeinflussen, indem Sie Ihr KMU gut auf eine Finanzierung vorbereiten und damit das Risiko und den Aufwand der Bank mit Ihrem Kredit reduzieren.

Viele der Dienstleistungen von Systemcredit setzen da an: Das «Kreditdossier» lässt Ihr KMU bei der Bank im optimalen Licht erscheinen und reduziert den Prüfaufwand. Da somit ein Teil des Aufwands bei Banken entfällt, haben wir attraktive Sonderkonditionen vereinbart. Ausserdem holen wir für jeden KMU immer mehrere Offerten ein, was Wettbewerb und Kostentransparenz schafft und den Zins als Preis für Ihren Bankkredit zum Schmelzen bringt.

 

Amortisationen

Wie bereits im Artikel «Finanzierungsbedingungen» erklärt, bedeutet Amortisation nichts anderes, als dass Sie den Kredit in Raten anhand eines im Voraus mit der Bank vereinbarten «Tilgungsplans»zurückbezahlen. Das kann entweder mit Amortisation, also Rückzahlung in Raten, oder ohne Amortisation, die einmalige Tilgung des Kredits am Ende der Laufzeit, festgelegt werden.

Hier liegt eine klare Stärken von Banken gegenüber anderen Finanzierungsgebern: gerade bei den Amortisationszahlungen liegt fast beliebig viel Verhandlungsfreiheit drin, welche Crowdlender und Spezialfinanzierer nicht zulassen können. Je nach betrieblichen oder saisonalen Bedürfnissen kann mit Banken ein ganz individueller Tilgungsplan ausgehandelt werden.

Systemcredit empfiehlt KMU-Kunden immer, der Bank eine regelmässige Amortisation schon während der Laufzeit anzubieten, was die Zinslast überproportional reduziert. Erstens sinken die Risikokosten, weil das Risiko der Bank rasch unter das maximale Engagement fällt. Zweitens sinkt die absolute Zinslast für das KMU, weil die Zinsen ja nur auf der noch ausstehenden Restschuld berechnet werden, also nach Amortisationen.

 

Laufzeit

Ein Kredit hat immer eine Laufzeit – denjenigen Zeitraum zwischen Kreditauszahlung und vollständiger Kreditrückzahlung. Im Artikel «Finanzierungsbedingungen» haben wir das ausführlich erläutert.

Die Laufzeit ist von grosser Bedeutung bei der Suche nach dem richtigen Bankdarlehen für Ihr KMU. Es gilt, die richtige Laufzeit zu wählen, was von mehreren Faktoren abhängt: zunächst müssen betriebliche Anforderungen effizient erfüllt werden. Kurzfristige Vermögensteile sollten kurzfristig finanziert werden, und langfristige über eine lange Laufzeit. Es macht ja keinen Sinn, für den Einkauf von Verbrauchsmaterial die Hypothek zu erhöhen oder für den Bau einer Lagerhalle das Bankkonto zu überziehen – um zwei Extreme aufzuzeigen. Das nennt sich Fristenkongruenz und ist als «goldene Bilanzregel» bekannt. Hält ein Unternehmer diese nicht ein, kommt seine Firma bald in eine finanzielle Schieflage.

Dann muss man den Kredit mit Bargeld bezahlen können. Die Laufzeit hängt immer sehr eng mit den Amortisationen zusammen. Wie Sie wahrscheinlich schon vermuten, bedeutet eine längere Kreditlaufzeit immer auch eine kleinere Amortisationsrate, weil sich der gesamte Rückzahlungsbetrag auf eine längere Laufzeit verteilt und damit die einzelne Rückzahlung kleiner wird. Dabei ist aber auch zu berücksichtigen, dass mit der Laufzeit die absolute Zinsbelastung überproportional höher wird, zum einen, weil Sie das Geld von der Bank länger in Anspruch nehmen und zum anderen, weil mit der Laufzeit auch der Zinssatz steigt.

Systemcredit empfiehlt dem KMU-Unternehmer, einen tragbaren Kompromiss zu suchen zwischen Strecken der Laufzeit mit mehr Zeit, den Kredit zu tilgen, aber der Berücksichtigung der Kosten, denn ein langlaufender Kredit wird immer teurer sein als ein kurzer. Regelmässige Amortisation des Kredits spielt auch hier eine wichtige Rolle und da sind Banken sehr flexibel.

 

Auflagen

Wenn Ihr KMU eine Bankfinanzierung erhält, muss er während der gesamten Laufzeit bestimmte Auflagen einhalten. Diese zielen darauf ab, dass sich die Position der Bank als Finanzierungsgeber gegenüber dem Zustand bei der Bewilligung des Bankkredits, nicht wesentlich verschlechtern kann.

Die häufigste Bestimmung ist, dass der KMU seinen Jahresabschluss der Bank einreichen muss. Dies ist bei Bankkrediten sogar gesetzlich so vorgesehen. Weitere Auflagen der Banken betreffen die Finanzkennzahlen zur Liquidität, der Verschuldung und der Rentabilität. Wir haben diese Kennzahlen schon im Artikel «Finanzierungsbedingungen» erläutert. Diese Kennzahlen werden aus den einzureichenden Jahresabschlüssen laufend berechnet und deren Veränderung kann auch die Finanzierungsbedingungen beeinflussen. Zinssatz oder der Verzicht auf Amortisationen können dann mit der Bank wieder ausgehandelt werden. Verbesserungen sollten auch zu besseren Finanzierungsbedingungen führen, aber die Erfahrung zeigt, dass Banken da bedeutend weniger «proaktiv» sind als bei Verschlechterungen.

Die Empfehlung von Systemcredit: auch bei Auflagen sind Banken viel freier in der Gestaltung als Crowdlender oder Spezialfinanzierer. Selbst während der Laufzeit können Bedingungen angepasst werden, von der Bank aus eher strenger. Der Unternehmer hingegen muss die Initiative selbst ergreifen, um Verbesserungen nach unten zu verhandeln. Mit offenen Karten zu spielen lohnt sich hier, denn Verhandlungen bedingen ein Vertrauensverhältnis und Geheimnistuerei oder Verschweigen von schlechten Nachrichten helfen dabei nicht wirklich.

 

Sicherheiten

Wenn Sie eine Finanzierung beantragen, so überprüft die Bank die Bonität des Kreditnehmers und entscheidet dann, ob der Bankkredit mit oder ohne Sicherheiten bewilligt wird.

Für Bankkredite ganz ohne Sicherheiten (sogenannte «Blankokredite») bestehen strenge Anforderungen. Nur gestandene Unternehmen erhalten Bankkredite ohne Sicherheiten, weil sie über Jahre bewiesen haben, dass sie erfolgreich Geschäften und ihren Verpflichtungen immer pünktlich nachgekommen sind. Die Höhe eines solchen Blankobankkredits hat Grenzen: typische Regeln sind, dass das Engagement der Bank kleiner als das Vierfache des Cashflows sein muss sowie die Hälfte des Eigenkapitals und einen Viertel des Umsatzes nicht übersteigen darf. Crowdlender und Spezialfinanzierer sind hier bedeutend flexibler und bereit, mehr Risiko zu übernehmen.

In vielen Fällen verlangt die Bank jedoch, dass die Rückzahlung des Bankkredits durch eine Sicherheit zu gewährleisten ist. Sie hinterlegen also etwas, worauf die Bank zurückgreifen kann, wenn Sie oder Ihr Unternehmen das Darlehen nicht zurückzahlen können. Das kann eine Sicherheit in Form einer Sache, eines Rechts oder durch die Bonität von anderen Unternehmen oder Personen sein.

Für diese Sicherheiten stellen Banken verschiedene Anforderungen. So zum Beispiel, dass deren Wert leicht ermittelbar sein muss, während der Kreditlaufzeit einen geringen Wertverlust aufweist, leicht an andere Gläubiger verkauft werden kann und unabhängig von der finanziellen Situation Ihres Unternehmens ist.

Wir möchten Ihnen dazu kurz die wichtigsten Sicherheiten von Banken aufzeigen:

Bürgschaften

Die aktuell in der Schweiz wohl bekannteste Sicherheit ist die Bürgschaft. Viele von Ihnen kennen den Begriff wohl aus dem aktuellen Massnahmepaket des Bundes, wo er für die COVID-19-Kredite bürgt. Dritte Personen oder Unternehmen, oder in diesem Falle eben der Bund, haften dafür, dass Sie den Kredit zurückbezahlen können. Geschieht dies nicht, muss diese Drittperson oder dieses Unternehmen, aber auch der Bund, die Rückzahlung an die Bank für Sie übernehmen.

Realsicherheiten

Bei Realsicherheiten übergeben Sie als Finanzierungsnehmer der Bank das Recht an einer Sache, zum Beispiel an Vermögensgegenständen. So können Sie Ihre Finanzierung über unbewegliche Sachen wie einem Grundstück oder einer Immobilie absichern. Die Grundschuld, also die Sicherung eines Grundstücks kommt insbesondere bei der Baufinanzierung zum Tragen. Können Sie bei der Sicherheit über ein unbewegliches Gut Ihren Kredit nicht zurückbezahlen, so hat die Bank das Recht, das Geld durch eine Zwangsversteigerung eben dieses zurückzuerhalten.

Auch bewegliche Güter lassen sich als Sicherheit verwenden. Sie dürfen dazu aber natürlich nur Güter verwenden, die Ihnen auch tatsächlich gehören. Leasen Sie etwas, leihen Sie dieses nur für einen bestimmten Zeitraum, es gehört ihnen aber nicht und Sie können es deshalb nicht als Sicherheit einsetzen (siehe «Finanzierungslösungen von Spezialanbietern»).

Sie können aber auch Ihre Debitoren, Lebens- oder Todesfallversicherungen sowie zukünftige Forderungen als Sicherheit einsetzen.

Banken können weniger Risiko eingehen als Crowdlender oder Spezialfinanzierer. Deshalb wird eine Bank praktisch immer eine Sicherheit verlangen. Systemcredit empfiehlt dem KMU-Unternehmer deshalb, zunächst keine Sicherheiten anzubieten. dann muss die Bank den ersten Schritt machen und der Unternehmer hat nicht “zu viel – zu früh” angeboten. Und da Banken bei den Bedingungen so flexibel sein können, werden manchmal Bedingungen während der Laufzeit doch noch anpassbar.

 

Sie benötigen eine Finanzierung, wissen aber nicht genau, ob vielleicht nicht viel eher ein Crowdlender oder Spezialist Ihr Bedürfnis passgenau und günstig befriedigt? Lesen Sie mehr zu deren Bedingungen in Teil 2 («Finanzierungsbedingungen von Crowdlendern») und Teil 3 («Finanzierungsbedingungen von Spezialisten») oder kontaktieren Sie uns für eine persönliche Analyse Ihres Bedarfsfalls.