Finanzierungen mit Auswahl statt Klinken putzen

Daniel Christen - 28.10.2019
Systemcredit | Verwaltungsräte Andreas Herzog und Daniel Bont

Verwaltungsräte Andreas Herzog (l) und Daniel Bont (r) (Bild: LEADER/ Thomas Hary)

WEGE DURCH DEN FINANZIERUNGSDSCHUNGEL – Will ein Unternehmen wachsen, ist die Finanzierung schnell ein Thema. Diese innert nützlicher Frist zu erhalten, ist für ein KMU nicht immer einfach – und noch schwieriger für Start-ups. Im Gespräch erklären Verwaltungsratspräsident Andreas R. Herzog und Verwaltungsrat Daniel Bont von der Systemcredit AG, auf was KMU bei Finanzierungen besonders achten sollten, wie es um den Finanzplatz Ostschweiz steht und wie neue Finanzierungsmodelle aussehen können.

 

Wie geht es dem Finanzplatz Ostschweiz derzeit?

Andreas R. Herzog: Der Finanzplatz Ostschweiz präsentiert sich nicht anders als die anderen Regionen der Schweiz: Die Wirtschaft ist breit aufgestellt und national wie international gut vernetzt. Ich bin seit vielen Jahren in der Ostschweiz tätig und stelle immer wieder fest, dass diese starke Wirtschaftsregion aber vielfach völlig unterschätzt wird. Die Ostschweiz braucht sich überhaupt nicht zu verstecken! Was mir aber immer wieder gefallen hat, ist die gefühlte Bescheidenheit insbesondere im Vergleich zu Zürich. Ich darf das sagen, da ich selber Zürcher bin. Die Ostschweiz hat eine starke Zukunft. Deshalb haben wir ja auch bei Bühler über die letzten Jahre viel investiert.

 

Will ein Unternehmen wachsen, braucht es das nötige Kapital dazu – und ein geeignetes Finanzierungsmodell. Eine Variante ist die Kreditvergabe durch die Banken. Wie sieht es hier beim Finanzplatz Ostschweiz aus – ist es für KMU schwierig, an Bankenkredite zu kommen?

Andreas R. Herzog: Für kleine Unternehmen ist es zum Teil extrem schwierig, bei einer Bank einen Kredit gesprochen zu bekommen. Die Gründe liegen zum einen im Verhältnis der Höhe des Kredites zu Administration und Bürokratie innerhalb der Banken und zum anderen in deren Risiko-Aversion.
Daniel Bont: Eine Studie des Bundes zeigt, dass aktuell nur ein Drittel aller Schweizer KMU einen Bankkredit haben. Vor der Finanzkrise war das anders: Seither sind etwa 40 Milliarden Franken an Kreditvolumen verschwunden. Dieser enorme Rückgang lässt darauf schliessen, dass es auch für gute KMU viel schwieriger geworden ist, Kredit zu erhalten.

 

Was bedeutet das für ein KMU konkret?

Daniel Bont: Mangelnde Liquidität entscheidet oftmals über Sein oder Nichtsein. Die Liquidität hat für ein kleines Unternehmen eine vielleicht noch höhere Bedeutung als für ein grösseres, da vielfach fehlende finanzielle Reserven ein Wachstum verunmöglichen.

 

(Fast) jede Bank behauptet von sich, besonders KMU-freundlich zu sein. Gleichzeitig hört man aus den Unternehmen, dass die Banken nur für einen da seien, wenns einem eh gut geht. Was stimmt?

Andreas R. Herzog: Wohl das eine wie auch das andere, aber man muss auch relativieren: Es hängt vielfach vom einzelnen Fall und vom Betreuer bei der Bank ab. Aber Fakt ist, dass der Spielraum bei den Banken heute extrem eingeschränkt ist.
Daniel Bont: Das kann dann z. B. konkret heissen, dass für eine Expansion keine Bankenfinanzierungen möglich sind. Da kann Systemcredit andere Möglichkeiten anbieten.

 

Ein befreundeter Unternehmer hat mir gegenüber einmal von «Schönwetterbanken» gesprochen. Geben Sie ihm recht?

Andreas R. Herzog: Nein, da muss ich klar widersprechen. Ich sitze auch im VR von Meyer Burger, ein börsenkotiertes Unternehmen der Solartechnologie. Wir befinden uns in einer eher angespannten finanziellen Situation, werden aber seitens der Banken gut unterstützt.

 

Eine Finanzierung basiert nicht zuletzt auf Vertrauen: Nun hat der Ruf der Grossbanken immer wieder gelitten. Ist das eine Chance für Regional- und Kantonalbanken, sich bei KMU hinsichtlich Finanzierung zu profilieren?

Andreas R. Herzog: Es fällt in der Tat auf, dass Grossbanken mit trauriger Regelmässigkeit von einem Gericht verurteilt werden, Riesenbussen bezahlen oder ihre eigene Reputation durch verantwortungsloses Verhalten demontieren. Der aktuelle Skandal bei der CS ist für sie sicherlich rufschädigend; aber erinnern wir uns: Es ist noch nicht lange her, da wurde die bodenständige Raiffeisenbank aus St.Gallen von einem nicht weniger schädlichen Skandal erschüttert… Es scheint mir, als hätten die Banken generell noch nicht aus der Vergangenheit gelernt. Da fehlen mir manchmal Bescheidenheit und Bodenhaftung.
Daniel Bont: Ich höre, dass auch in der Ostschweiz die Regional- und Kantonalbanken Kundenzuwachs vermerken; Kunden, die von Grossbanken abziehen. Bei Systemcredit haben kleinere Anbieter wie Regionalbanken, Crowdlender und Leasingfirmen aus der Ostschweiz als erste mitgemacht.

 

Stehen Finanzierungsmodelle mit Banken überhaupt noch im Vordergrund oder suchen KMU vermehrt bankenunabhängige Finanzierungsmodelle?

Andreas R. Herzog: Für ein KMU spielt es weniger eine Rolle, von wem es die finanzielle Unterstützung bekommt, sondern dass es sie bekommt. Mit Systemcredit versuchen wir, genau diese Brücke zu schlagen.
Daniel Bont: Zum Glück hat ein gutgeführtes KMU heute vermehrt Auswahl. Neben Banken geben in der Schweiz 13 sogenannte Crowdlender Kredite an KMU. Sich einen Überblick zu verschaffen, fällt da dem einzelnen KMU sehr schwer. Systemcredit hingegen hat das zu ihrem Kerngeschäft gemacht und führt KMU über ein Kreditdossier effizient zu den passenden Finanzierungsgebern.

 

Systemcredit bringt also KMU und Finanzierungspartner zusammen?

Andreas R. Herzog: Genau. Systemcredit betreibt den einzigen anbieterunabhängigen Marktplatz der Schweiz für KMU-Finanzierungen, erstellt jedem KMU sein eigenes Kreditdossier und hält dieses aktuell. Dank Kreditdossier und Unabhängigkeit ist Systemcredit in der Lage, im ganzen Kreditmarkt die besten Offerten zu suchen. Für das KMU entfällt der Gang zu mehreren Kreditgebern und das Ausfüllen von immer neuen Formularen. Der Unternehmer spart damit Zeit und Papierkram und erhält Kredite zu besseren Konditionen. Beim Einholen von verschiedenen Finanzierungsofferten werden nebst Crowdlendern und Leasinggebern auch Banken berücksichtigt.
Daniel Bont: Systemcredit ist also als Bindeglied zu verstehen und hilft dem KMU, das Kreditdossier zusammenzustellen und dann das bestmögliche Finanzierungsangebot zu bekommen – auch von seiner Hausbank. Der Prozess läuft dabei weitgehend digitalisiert ab. Das konkrete Finanzierungsprodukt (Kredit, aber auch Crowdlending, Leasing oder Factoring) und Anbieter hängen dann vom einzelnen Fall ab.

 

Was sind die wichtigsten Punkte, auf die ein KMU bei einer Finanzierung achten muss?

Andreas R. Herzog: Das Wichtigste ist immer ein solider Businessplan, der nicht auf dem Prinzip Hoffnung basiert.
Daniel Bont: Gute Vorbereitung des Finanzierungsbegehrens ist wichtig. Einholen von Konkurrenzofferten auch, denn die Konditionen können enorm variieren. Beides bietet Systemcredit den KMU an.

 

Wo hebt sich Systemcredit von anderen Anbietern auf dem Markt ab?

Andreas R. Herzog: Wir sind der einzige von Kreditgebern unabhängige Anbieter; wir erhalten von Finanzierungsgebern auch keine Kommission, sondern wir arbeiten einzig für das KMU, das unsere Leistung bezahlt.
Daniel Bont: Diese Unabhängigkeit macht Systemcredit einzigartig. Es erlaubt uns, den traditionellen Fokus Finanzierung, Leasing, Factoring Prozess der Kreditvergabe umzudrehen: Bisher musste das KMU als Bittsteller auf der Suche nach einem Kredit Klinken putzen. Mit Systemcredit bewerben sich nun Finanzgeber beim KMU um den Kredit. Ich denke, diese Vorstellung gefällt jedem Unternehmer.

 

Und was gibt für Sie den Ausschlag, ob Sie einem KMU helfen (können) oder nicht?

Daniel Bont: Grundsätzlich helfen wir jedem KMU, das Finanzbedarf hat. Wir erstellen sein eigenes Kreditdossier, das alle Informationen und Dokumente für einen Entscheidungsträger enthält, und wir aktualisieren dieses laufend. Das Kreditdossier kann der Unternehmer auch sonst verwenden, etwa wenn er sich für einen gossen Auftrag bewirbt und sich von der Konkurrenz abheben will. Aufgrund dieses Kreditdossiers entscheidet sich dann auch, ob ein KMU Kredit erhält.

Haben auch Sie einen Finanzierungsbedarf? Dann kontaktieren Sie uns über das Kontaktformular oder sprechen Sie mit Liquido und erfahren Sie wieviels denn für Sie därf sii.

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LEADER Oktober 2019
Text: Tanja Millius

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Andreas R. Herzog
(*1957) studierte Betriebswirtschaft mit Aufbaustudien in Kanada, USA und Frankreich. Er war bis August 2019 über 17 Jahre CFO des Technologiekonzerns Bühler in Uzwil. Nun fokussiert er sich auf den Aufbau eines Bühler Venture Capital Fund. Vor seiner Zeit bei Bühler hatte Herzog verschiedene Managementpositionen bei Ciba-Geigy, Swatch und Swarovski. Neben seinem Mandat bei Systemcredit sitzt er im VR von Meyer Burger, im Start-up Unternehmen SeedCapital Invest und engagiert sich im Board der Schweizerisch-Chinesischen Handelskammer.

Daniel Bont
(*1970) aus Arbon ist Betriebsökonom HWV und verfügt über einen Executive MBA in International Management. Er hat über 25 Jahre Erfahrung in verschiedenen Funktionen im Marketing, Verkauf und Business Development in der Medizinalbranche, ICT und Event-Management. Heute ist Bont Senior Consultant für China, Hongkong bei Switzerland Global Enterprise. Davor war er über 20 Jahre in Asia-Pacific tätig, wo er in Australien und Singapur stationiert war.

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