Läden und Restaurants öffnen wieder ihre Türen und die Wirtschaft kommt etwas besser zurecht mit der neuen Realität. Doch mit welchen Nachwirkungen werden wir konfrontiert sein und wie können Sie als KMU diese überwinden?
Seit langer Zeit hat unsere Welt nichts so tiefgreifend erschüttert, wie das Coronavirus. Zwar werden Läden und Restaurants wieder geöffnet und die Wirtschaft hat erfinderische Wege gefunden sich rasch anzupassen – doch mit den Nebenwirkungen werden wir noch lange zu kämpfen haben. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die Pandemie die Weltwirtschaft in eine Rezession stürzen wird (Mombelli, 2020). Da geht oft vergessen, die Krise bietet immer auch Chancen – gerade für Sie als KMU.
Wir bei Systemcredit leben als junges Startup mit innovativen Zukunftsplänen das Credo tagtäglich, dass in der Krise auch Erneuerung und Chancen liegen und möchten Sie als Unternehmer gerade in dieser schwierigen Zeit konstruktiv bei der Bewältigung der Krise unterstützen. Im Bemühen, über die täglichen Auswirkungen der Corona-Krise hinweg die grossen Linien der Zukunft ausfindig zu machen, und was das für uns als Firma heisst, sind wir auf den interessanten Ausblick des Frankfurter Zukunftsinstituts gestossen, das anhand von Megatrends einen Ausblick in die Zukunft wagt (Zukunftsinstitut GmbH, 2020). Und sie stellen ein praxistaugliches Tool zur Verfügung, das jedem Unternehmer hilft, für sein Unternehmen Konsequenzen aus der neuen Realität abzuleiten. Dieses Tool sollten Sie sich nicht entgehen lassen, den direkten Link dazu finden Sie weiter unten.
Kaum etwas liegt uns derzeit fremder, als die Zeit vor Corona. Mit seinen Kollegen ein Feierabendbier zu trinken, einen Networking-Event zu besuchen, nicht ständig mit der Unsicherheit konfrontiert zu sein – heute kaum mehr vorstellbar.
Und doch gab es diese Zeit davor – es ist nicht einmal lange her. Und obwohl es vor Corona unter der Oberfläche brodelte, der Ruf nach Veränderung – besonders von der jüngeren Generation – immer lauter wurde, lief die Wirtschaft weiter wie bisher. Die Technologie diente als Lösung für jedes Problem. Doch unter der Oberfläche kamen bereits damals Veränderungsdynamiken in Gang: Soziales Unternehmertum blühte und liess den Überflusskonsum der Globalisierung immer entbehrlicher aussehen. Immer breitere Bevölkerungsschichten engagierten sich, von einer jungen Schülergeneration und ihrem «Aushängeschild» Greta Thunberg angeführt, für ein Umdenken in der Klimadebatte. Unternehmen entwickelten Werkzeuge zur Bewältigung von Komplexität, Projekte wurden immer mehr kollaborativ entwickelt, um das Wissen der Gemeinschaft zu nutzen (Zukunftsinstitut GmbH, 2020).
Die Pandemie verursachte dann eine nie zuvor dagewesene Zwangspause. Sowohl Wirtschaft als auch Gesellschaft erlitten die Folgen einer akuten Vollbremsung, die sichtbar machte, was die Welt zusammenhielt und was nicht. Wie in einem Domino-Spiel fielen die unterschiedlichen Teilsysteme zusammen – ohne funktionierende Lieferketten keine Produktion, ohne Handel weniger Konsum, ohne Flugverkehr kein Tourismus (Zukunftsinstitut GmbH, 2020).
Die Eindämmungsmassnahmen verursachen auch in der Schweiz immense Kosten. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO rechnet mit dem stärksten Einbruch der Wirtschaft seit 1975. Gemäss Medienmitteilung vom April rechnet das SECO mit einem massiven Rückgang des BIP von – 6.7 % (im Vergleich zum März: – 1.5 %). Auch die jahresdurchschnittliche Arbeitslosenquote dürfte trotz der Massnahme von Kurzarbeit auf 3.9 % steigen (Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, 2020). Unterbrochene Lieferketten sowie der steigende Aufwertungsdruck auf den Schweizer Franken schwächen die Wettbewerbsfähigkeit der Exportindustrie und des Tourismus der Schweiz stark. Bereits jetzt musste die Nationalbank mehrfach intervenieren, um einen weiteren Anstieg zu verhindern (Mombelli, 2020). Aber auch im Inland dürften die Produktionskapazitäten deutlich unterausgelastet sein, was zu einem starken Rückgang von Investitionen und Entlassungen führen wird. Aufgrund der Überbrückungsmassnahmen des Bundes und der damit einhergehenden Verschuldung der Unternehmen steigt das Risiko von Kreditausfällen sowie Insolvenzen von Unternehmen. Das wiederum könnte auch die Stabilität des Finanzsystems bedrohen und aufgrund der weltweiten Krise gar zu Finanzmarktturbulenzen führen (Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, 2020).
Zwar rechnet das SECO damit, dass die Lockerungsmassnahmen zu einer moderaten Erholung führen wird, die Einkommensverluste durch die gestiegenen Kurzarbeit- und Arbeitslosenzahlen und die grosse wirtschaftliche Unsicherheit aber dennoch zu einem Rückgang des privaten Konsums führen wird. Aufgrund von getätigten Annahmen rechnet das SECO jedoch damit, dass es im Jahr 2021 zu einer langsamen Wiederbelebung der Wirtschaft kommen wird (Staatssekretariat für Wirtschaft SECO, 2020).
Prognosen wie diejenigen des SECO versuchen, die Krise fassbar zu machen. Das Problem ist aber, dass diese ökonomischen Prognosen die eindimensionale Kurvenentwicklung überstrapazieren – durchschreiten wir ein langes Tal der Krise, steigen wir so schnell wie wir in die Krise gerutscht sind auch wieder aus oder wir es eine Phase des Auf und Ab? Ganz einfach – niemand weiss es. Jede Entscheidung führt zu Anschlussentscheidungen und -handlungen, die verzögerte Wirkungen auslösen und die nicht mit Sicherheit prognostiziert werden können. Das Zukunftsinstituts hat mit ihrem Whitepaper «Die Wirtschaft nach Corona» nicht versucht, eine Vorhersehbarkeit zu schaffen, sondern wie Sie als Unternehmer/in mit der Unvorhersehbarkeit umgehen können und so Ihr Unternehmen durch die Krise führen können – es gilt das Umschalten auf Komplexität und Adaption (Zukunftsinstitut GmbH, 2020).
Eine Krise von globalem Ausmass setzt etablierte Systeme ausser Kraft und selbst wenn das öffentliche Leben schrittweise wieder in Kraft gesetzt wird, funktionieren die Wirkungsbeziehungen nicht mehr wie zuvor. Das Zukunftsinstitut bezeichnet den «Adaptive Cycle» als Instrument der Stunde.
Am Punkt der Bifurkation befindet sich die Wirtschaft an einem kritischen Umschaltpunkt von Erneuerung zu Innovation. Es gibt an diesem Punkt zwei Möglichkeiten – entweder das Festhalten am Status quo oder der Neustart.
Mit dem Festhalten am Status quo kommt es zu einer Marktbereinigung – der Stärkere überlebt. Für kleinere und mittlere Unternehmen ist das kaum zu schaffen, denn es fehlen Ressourcen, um gegen die Grossen zu bestehen. So wird die Krise viele Unternehmen zu einer Neuerfindung zwingen – Anpassungsfähigkeit ist gefragt. Resilienz steht vor Effizient, denn Resilienz bedeutet, beweglich zu bleiben und sich der Umgebung – so auch in Krisen – bestmöglich anzupassen. Demgegenüber steht die Effizienz, die zwar zur Steigerung des Profits dient, aber eben nicht zum langfristigen Überleben beiträgt (Zukunftsinstitut GmbH, 2020).
Eine solche Krise, wie wir sie gerade erleben, hat nicht nur Nachteile – sie macht möglich, was vorher kaum einer für möglich gehalten hätte. Betrachten Sie es als leeres Blatt Papier, dass Sie nun neugestalten können. Hätten Sie zuvor gedacht, dass Brauereien mal Desinfektionsmittel herstellen würden? Wir auch nicht. Und eben genau dort liegen die Chancen: Für den neuen Vorsprung spielt es keine Rolle, wie gross oder finanzkräftig Ihr Unternehmen ist, sondern vielmehr darauf, wie innovativ sich Ihr Unternehmen den neuen Umständen anpasst.
Fragen Sie sich doch einfach mal, wofür Ihre Firma steht? Was macht Ihr Unternehmen so speziell? Wo liegen die Stärken und Potenziale? Wird die Strategie näher an die Identität der Firma gebunden und klarer auf das Wohl des grossen Ganzen ausgerichtet, so bieten sich neue Chancen. Und das schneller den je. Denn gerade im Stillstand ergeben sich diese neuen Möglichkeiten innert kürzester Zeit.
Um herauszufinden, welche Chancen sich für Ihr Unternehmen ergeben können, können Sie als nützliches Tool die “Trend Canvas” des Zukunftsinstituts nutzen. Es zeigt Ihnen die COVID-19 bedingten Veränderungen in den unterschiedlichen Bereichen unserer Gesellschaft und wie Sie diese nutzen können (Zukunftsinstitut GmbH, 2020). Die Trend Canvas finden Sie hier.
Die Trend Canvas hilft Ihnen, neue Bereiche für Ihr Geschäftsmodell zu finden. Doch welche Themen sind gerade in der Post-Corona-Zeit von Bedeutung? Weitergehende Ideen und Informationen zu den jeweiligen Begriffen finden Sie in den nachfolgenden Links (Zukunftsinstitut GmbH, 2020).
Die robusten Säulen bleiben auch in der aktuellen Krise erhalten. Gerade in Krisenzeiten ist das Bedürfnis nach «Sicherheit» besonders gross und zeigt uns, wie verletzbar alles ist. Auch wenn bereits vor der Pandemie der Klimawandel ein dringliches Anliegen der jungen Generation war, schien es nie dringlich genug zu sein, um eine Veränderung hervorzubringen. Die Krise hat den Planeten zum Durchatmen gezwungen – Delfine waren im kristallblauen Wasser der Kanäle von Venedig wieder zu entdecken und der Himalaya war nach 30 Jahren erstmals wieder zu sehen. Das führt zu einem Neubewusstsein im Umgang mit unserem Planeten und rückt den Begriff «Neo-Ökologie» in ein neues Licht. So mussten wir doch schmerzlich lernen, dass auch wir nur Natur sind. Auch hat das Virus uns die Bedrohung, die von unserer Mobilität ausgeht, gezeigt. Die Megatrends «Urbanisierung» und «Globalisierung» fordern deshalb nach einer regionalen Fokussierung mit globalen Anschlüssen und das Neuorganisieren von sozialen Begegnungen. Zu guter Letzt wird auch der Megatrend «Gesundheit» auf verschiedenen Ebenen in ein neues Licht gerückt. Zum einen wird das Bedürfnis der Gesellschaft, ein gesundes Leben zu führen, die Werte Achtsamkeit, Bewegung und Ernährung in den Vordergrund rücken, zum anderen wird hier auch das Thema Mitarbeitendengesundheit aktueller denn je (Gatterer, n. d.).
Megatrends, die vorher eher im Hintergrund standen, erhalten durch die aktuelle COVID-Krise einen immensen Aufschwung und werden sich in den kommenden Jahren als wahre Innovationstreiber herausstellen. Es war ein regelrechter Crashkurs im Online-Arbeiten. Innert weniger Tage stellten Unternehmen auf Home Office um. Was vorher ein Ding der Unmöglichkeit schien, war in der Krise plötzlich möglich. «New Work» findet Anwendung bei der Frage, wie und wo wir arbeiten.
Die «Alten» unserer Gesellschaft wurden längst in den Hintergrund gerückt. Im Schnelllebigen Alltag ging der Besuch bei Grosseltern oder den Eltern schnell mal vergessen. Der Stillstand hat uns das merklich spüren lassen und uns deutlich gemacht, wie schwerfällig der Umgang mit dem Alter ist. Wo vorher eher eine Anti-Aging-Haltung galt, so führt uns die Zukunft in eine Pro-Aging-Haltung und damit der Trend «Silver Society» ins Blickfeld von Unternehmen (Gatterer, n. d.).
Das Coronavirus hat uns in eine weltweite Krise gestürzt. Doch die Krise bringt auch Gutes hervor – Bewegung, Innovation und neue Möglichkeiten. Wie Sie auch Ihre Finanzen während der schwierigen Zeit im Griff haben, dass finden Sie übrigens in unserem vorhergehenden Artikel «Krisenbewältigung für KMU-Finanzen».
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Gatterer, H. (n. d.). Unsere neue Zukunft – Mit den Megatrends in die Post-Corona-Zeit. zukunftsInstitut. Abgerufen von https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/mit-den-megatrends-in-die-post-corona-zeit/.
Mombelli, A. (07. April 2020). Wie findet die Schweizer Wirtschaft aus der Corona-Krise? swissinfo.ch. Abgerufen von https://www.swissinfo.ch/ger/globale-rezession_wie-findet-die-schweizer-wirtschaft-aus-der-corona-krise-/45674062
Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. (23. April 2020). Stärkster Rückgang des BIP seit Jahrzehnten erwartet. Abgerufen von https://www.seco.admin.ch/seco/de/home/seco/nsb-news.msg-id-78887.html
Zukunftsinstitut GmbH. (16. April 2020). Die Wirtschaft nach Corona: Wochen der Weichenstellung. Abgerufen von https://www.zukunftsinstitut.de/fileadmin/user_upload/Whitepaper-Die_Wirtschaft_nach_Corona.pdf
Zukunftsinstitut GmbH. (n. d.). Trend Canvas: COVID-19 Impact-Analyse. Abgerufen von https://www.zukunftsinstitut.de/fileadmin/user_upload/Trend_Canvas_Covid-19_Impact_Analyse-DE.pdf