Anforderungen für eine Bankenfinanzierung

Daniel Christen - 17.04.2020

Anforderungen für eine Bankenfinanzierung

Wie Sie als KMU bei Banken effizient und schnell eine Finanzierung erhalten? Dazu müssen Sie alle Basisanforderungen erfüllen und dann die richtigen Unterlagen bereithalten. Aussagekräftige, vollständige Unterlagen erhöhen das Vertrauen der Finanzierungsgeber und helfen, schneller zur Finanzierung zu gelangen. Wir erklären Ihnen, was Sie dabei berücksichtigen müssen.

 

Autoren: Daniel V. Christen, Laura Schaad

 

Wer sind Banken?

In unserer ersten Serie «Finanzierungslösungen von Banken» haben wir Ihnen gezeigt, wer sich als Bank bezeichnen darf und für welchen Finanzierungsbedarf Banken typischerweise Lösungen anbieten. Banken müssen sehr eng gesteckte regulatorische Rahmenbedingungen einhalten und tragen das Kreditrisiko – die Verluste, falls ein KMU den Kredit und Zins nicht voll zurückbezahlen kann – selbst. Aus diesem Grund tendieren Banken dazu, sich bestmöglich abzusichern was in strengen Anforderungen an Ihren KMU als Kreditnehmer resultiert.

 

Wie beurteilen die Banken Ihr KMU?

Banken wollen einschätzen, wie wahrscheinlich Ihr KMU den jetzt abzuschliessenden Kreditvertrag in Zukunft einhalten wird. Daraus leitet die Bank dann das sogenannte «Ausfallrisiko» ab – die Gefahr, dass der Kreditnehmer seiner Verpflichtung zur Kredittilgung sowie der Zahlung der vereinbarten Zinsen nicht oder nur zum Teil nachkommt.

Um diese Wahrscheinlichkeit, dass es zu Ausfällen von Zinszahlungen oder Rückzahlungen des geliehenen Kapitals kommen könnte, zu berechnen, haben Banken Ratingsysteme entwickelt. Ein solches «Rating» schätzt zunächst die Unternehmen aufgrund verschiedener Kriterien ein und kategorisiert sie in Klassen von gleichartigen Ausfallrisiken. Wenn also zwei Unternehmen das gleiche Rating haben, so schätzt die Bank die Wahrscheinlichkeit, dass der Kredit nicht vertragsgemäss zurückbezahlt werden kann, bei gleichen Firmen gleich hoch ein, selbst wenn die Firmen in deren Tagesgeschäft etwas ganz unterschiedliches machen. Die UBS etwa verwendet 13, die Credit Suisse sogar 18 verschiedene Ratingklassen. Das Rating macht also Unternehmen bezogen auf das Ausfallrisiko vergleichbar und die Einteilung in Klassen wirkt sich dann auf die Zinshöhe und andere Bedingungen der Finanzierung aus.

Um eine solche Einschätzung vorzunehmen und zu einem Rating zu gelangen, bedienen sich Banken der beiden Faktoren «Kreditwürdigkeit» und «Kreditfähigkeit. Die «Kreditwürdigkeit» beschreibt den Willen des KMU, den Kredit zurückzubezahlen, die «Kreditfähigkeit» die wirtschaftlichen Möglichkeiten dazu. Es werden vor allem finanzielle Kriterien angewandt, ergänzt um einige qualitative, und anhand derer wird eine Einstufung Ihres Unternehmens in eine Ratingklasse vorgenommen. Dafür benötigt die Bank Unterlagen Ihres KMU. Je vollständiger diese sind, desto genauer kann das Rating erstellt werden und desto eher erhalten Sie eine Finanzierung.

 

Basisanforderungen

Auch bei Banken müssen Sie die Basisvoraussetzungen – wie zum Beispiel Standort, Alter der Firma und die Rechtform – erfüllen. Diese haben wir Ihnen bereits im Artikel «Voraussetzungen für eine Finanzierung» näher erläutert. Was bei Banken anders ist und worauf Sie besonders achten müssen, das möchten wir Ihnen nun konkret aufzeigen.

 

Anforderungen

Die finanziellen Anforderungen, welche Banken an Ihre Kreditkunden stellen, sollen vor allem die Frage beantworten, ob die beantragte Finanzierung das betreffende KMU nicht in solche Schwierigkeiten bringt, dass eine Erfüllung des Vertrags mit der Bank gefährdet wird: Wie viel Fremdkapital kann das Unternehmen aufgrund seiner Profitabilität überhaupt verzinsen und amortisieren, und wie liquide ist es dazu?

Nicht-finanzielle, qualitative Anforderungen betreffen immer die Qualität und Zusammensetzung der Firmenleitung und wie diese den Betrieb organisiert hat. Zudem werden gerne Budgets oder Finanzpläne mit der Zielerreichung verglichen: Wie genau plant die Firmenleitung und wie gut kann sie ihre Pläne erfüllen?

Andere Anforderungen betreffen individuelle Faktoren der Firma, welche sie aussergewöhnlichen Einflüssen aussetzen, sie aber auch einzigartig machen könnten, sowie die Einschätzung des konjunkturellen Umfelds der betreffenden Branche.

 

Unterlagen

Um alle diese Anforderungen prüfen zu können, und dann zu einer Ratingklasse zu gelangen, verlangen Banken umfangreiche Unterlagen vom KMU – der berühmte und ungeliebte «Papierkram». Eine nicht abschliessende Aufzählung finden Sie nachfolgend:

 

Geschäftsabschlüsse

Die Geschäftsabschlüsse der letzten Jahre sind für die Bank eine ganz wichtige Informationsquelle. Denn diese geben Auskunft über die finanzielle Vergangenheit Ihres Unternehmens und daraus lässt sich auch auf die zukünftige Entwicklung schliessen. In der Regel werden die Geschäftsabschlüsse der letzten beiden Jahre verlangt, teilweise auch diejenigen der letzten drei Jahre. Beim kaufmännischen Jahresabschluss kann Sie Ihr Treuhänder bestens unterstützen.

 

Businessplan

Ein weiteres wichtiges Dokument für die Bank ist der Businessplan. Dieser beinhaltet wichtige Informationen zu Ihrer Unternehmung, der Strategie sowie zum Team. Er zeigt vor allem Informationen zur Planung und den Zielen Ihrer Unternehmung und ist damit eher zukunftsorientiert. Den Businessplan haben wir Ihnen bereits im Artikel «Voraussetzungen für Finanzierungen» näher erklärt. Dort finden Sie auch Links zu Muster-Businessplänen.

 

Finanzplan

Oft ein Teil des Businessplans, zeigt der Finanzplan also, wie Sie Ihre finanzielle Situation planen. Zum einen zeigt es der Bank, dass Sie Ihre Finanzen nicht dem Zufall überlassen und zum anderen kann sich der Finanzierungsgeber einen Überblick darüber verschaffen, wie es in der Zukunft um die Rückzahlung des beantragten Kredits steht und damit Ihr KMU besser einschätzen.

Der Vergleich von Ist und Soll in der Vergangenheit zeigt auch, wie gut das Leitungsteam die selbst gesteckten Ziele in der Vergangenheit erreicht hat und ist ein starker Hinweis darauf, ob das betreffende KMU seine Ziele auch in Zukunft nachhaltig erreichen kann.

Ein zentraler und überlebenswichtiger Teil des Finanzplans ist die Liquiditätsplanung. Sie schafft Klarheit über vorhandene und geplante Liquidität. Erstes Ziel ist es, jederzeit zahlungsfähig zu bleiben, und damit das Überleben des Unternehmens sicherzustellen. Eine Liquiditätsplanung sollte mindestens auf Monatsbasis gemacht werden und in der Krise wöchentlich oder sogar täglich nachgeführt werden. Das nützt nicht nur der Bank, sondern eben auch dem Überleben Ihres KMU.

Ein oft gesehener Teil des Businessplans ist die Investitionsplanung mit dem Ziel, die Mittelverwendung, also Ihre Investitionen – zum Beispiel in Entwicklung, Maschinen, Fahrzeuge oder Immobilien – abzubilden. Sie beginnt mit der Erhebung des Investitionsbedarfs im Jahresablauf und gibt damit wichtige Hinweise für die betrieblich notwendigen Abschreibungen und Rückstellungen für Ersatzinvestitionen, und die Vorbereitung von Neuinvestitionen. Beides ist oft der Grund für die beantragte Finanzierung und deshalb ist der Investitionsplan ein wichtiges Dokument für die Bank in der Beurteilung des Finanzierungsantrags.

 

Firmeninformationen

Die Bank benötigt weiter Informationen zum aktuellen Zustand Ihrer Firma. Das Organigramm wie auch die Statuten können darüber Auskunft geben.

 

Amtliche Auszüge

Dazu gehört ein Handelsregisterauszug, welchen wir Ihnen bereits im letzten Teil näher erläutert haben. Es handelt sich um einen Auszug, der die Basisinformationen Ihrer Firma wie zum Beispiel Gründungsdatum, unterzeichnungsberechtigte Personen u.ä. ausweist.

Der Betreibungsregisterauszug gibt Auskunft über aktuelle und vergangene Verschuldungsverhältnisse, die auf rechtlichem Weg erledigt werden mussten. Das kantonale Betreibungsamt ist für dieses Register zuständig.

Sowohl Handelsregisterauszug als auch Betreibungsregisterauszug können Sie gegen eine kleine Gebühr bei EasyGov – dem offiziellen Onlineschalter für Unternehmen der Schweiz –bestellen.

 

Bankbeziehungen

Oft wird ein sogenannter «Bankenspiegel» verlangt, eine Liste aller bestehenden Kontobeziehungen mit Banken oder anderen Finanzinstituten (z.B. Crowdlender oder Spezialisten wie Leasingfirmen oder Bürgschaftsgenossenschaften).

Weil in der Bilanz gelaeste Vermögensteile nicht aufgeführt werden, lohnt es sich, auch einen entsprechenden «Leasingspiegel» beizulegen, besonders falls etwaige Leasingverbindlichkeiten im Anhang zum Jahresabschluss nicht schon aufgeführt sind.

 

Weitere Unterlagen

Wenn bei der beantragten Finanzierung eine Liegenschaft eine wichtige Rolle spielt, sei es als Investitionsobjekt oder als Sicherheit für den Kredit, so müssen entsprechende Unterlagen an die Bank eingereicht werden. Grundbuch-, Kataster- und Altlastenauszug, Übersichtsplan, allenfalls eine aktuelle Schätzung durch einen offiziellen Liegenschaftsschätzer und einige Aussen- und Innenfotos sind sehr nützlich und können im Voraus vorbereitet werden.

Ihre Firmenbroschüren und Produktekataloge runden die möglichen Unterlagen ab.

 

Welche Anforderungen Crowdlender an Sie als Finanzierungsnehmer stellen und welche Unterlagen Sie dort einreichen müssen – dazu erfahren Sie mehr in unserem nächsten Artikel «Anforderungen für eine Crowdlender-Finanzierung».